Der Künstler Martin Gut ist in Sursee aufgewachsen, wo er auch bis 2004 tätig war. So war er einer der Gründungsväter von Kulturwerk 118, Mitglied des Jugendforum Sursee, leitete das Zentrum 43 im ehemaligen Firmengebäude von Therma Grossküchen als Atelierhaus, präsidierte den Verein Kunstregion Sursee und war Mitorganisator der Kulturwochen. Gut hat Ausstellungen, aber auch Konzerte organisiert. Anfangs der 2000er Jahre fand ein Bauboom in Sursee statt und die Möglichkeit, Räume als Zwischennutzungen zu verwenden oder bezahlbare Arbeitsräume zu finden, schwand. Dies war der Ausschlag für seinen Umzug nach Luzern, wo er auch heute noch aktiv ist. Nebst den vielzähligen organisatorischen Tätigkeiten, welche zu seiner Leidenschaft gehören und fortlaufend sein Netzwerk erweiterten, fand er auch stets Zeit für sein eigenes künstlerisches Schaffen. Als Jugendlicher fand er Inspiration bei den Surrealisten, der geometrischen Kunst und den Impressionisten, später dann bei den Installationen von Erwin Wurm und unzähligen Geräten, welche er zerlegte. So hat er im Jahr 2012 den «Erlebnisomat» kreiert, auf welchem «Raus aus dem Alltag, denn du bist die Summe deiner Erlebnisse» steht. Die Grundidee des «Erlebnisomaten», wovon vier Exemplare in Umlauf sind, beruht auf dem Spannungsfeld von Vorbestimmung und Zufall. Es handelt sich um einen neu bestückten Zigarettenautomaten, aus dem man anstatt Zigaretten für zwei Schweizer Franken Erlebnisanweisungen kaufen kann. Der Automat hat vier Erlebnis-Zeitsparten, aus welchen der/die «User:in» je aus drei Menschentypen auswählen kann. Aus diesen Kombinationsmöglichkeiten ergeben sich zwölf Wahlmöglichkeiten. Sein Atelier in einer Garage in Luzern wirkt auf den ersten Blick wie ein «Trödlerladen»: In einer Ecke stehen Malutensilien, dann wiederum ein Stativ und der nächste Tisch ist voller Computern.
Diese Vielzahl an Gegenständen und Werkzeugen, die sich in den letzten 30 Jahren angesammelt hat, ist für den Künstler ebenfalls äusserst inspirierend. Gut widmet sich vor allem dem Upcycling, also dem Experimentieren mit weggeworfenen Objekten und kreiert neue Werke daraus. Daneben arbeitet er als Fotograf und unterrichtet Teilzeit an einer Sekundarschule, dies vor allem auch seit sein Sohn Elia das Licht der Welt erblickte. Für Martin Gut ist die Stadt Luzern der aktivste Kulturort der Zentralschweiz. Für ihn ist das kulturelle Angebot äusserst wichtig, denn dort, wo etwas laufe, herrsche ein «Geist», welcher eine positive Atmosphäre schaffen. Jedoch könne man ja meinen, dass in Zeiten der Digitalisierung immer mehr Menschen online Inhalte konsumieren und dadurch weniger an physischen Ereignissen teilnehmen, und somit an Ausstellungen fehlten. Für den Künstler Gut sind mit der Digitalisierung jedoch viele Vorteile verbunden, denn auf den Kanälen erhalte man sehr rasch Rückmeldungen, die vermutlich selbst die Weiterentwicklung der künstlerischen Arbeiten beeinflussen. Gut selber nutzt die digitalen Möglichkeiten aktiv und hat zum Beispiel nach seinem Umzug nach Luzern seine Webseite mittels einer Guerilla-Aktion ins Rampenlicht gezogen. Er verhüllte das «S» im GÜTSCH-Schriftzug, welches über Luzern thront, sodass aus «Gütsch» «Gut.ch» wurde.
Seit einiger Zeit können auf seiner Webseite Bannerflächen gekauft werden – eine zusätzliche Einkommensquelle für Gut, da es seines Erachtens schwierig ist, mit Kunst Geld zu verdienen. Zudem vermietet er seine Atelierräumlichkeiten sowie seine Geräte. Hingegen Kunstwerke derart zu gestalten, dass sie den Geschmack des Kunstmarktes treffen, würde der Künstler nie machen, da Kunst für ihn der einzige Bereich ist, wo man wirklich frei und kreativ tätig sein kann. Angefangen künstlerisch zu arbeiten hat er aus Pragmatismus, da er weder eine Lehrstelle gefunden noch in die Kunstgewerbeschule aufgenommen wurde. Als besonders erfolgreich würde er sich hinsichtlich der Verkäufe seiner Arbeiten nicht bezeichnen, er hat jedoch immer wieder Käufer:innen für das eine oder andere Werk finden können. Für Gut gibt es keine Parameter, weshalb einige im Markt besonders reüssieren – Glück und Beziehungen seien die entscheidenden Kriterien. Nichtsdestotrotz würde er rückblickend genau das Gleiche machen, lediglich weniger Kompromisse würde er eingehen, aber damals habe es so für ihn gestimmt. Des Weiteren würde er «frecher» auf den Markt zugehen und mehr Druck bei Galerist:innen machen. Im Weiteren engagiert er sich im Vorstand und leitet die Ausstellungskommission der Visarte Zentralschweiz (Berufsverband der visuellen Kunst).